Einladung zu einem Erinnerungsnachmittag für Heiko

Sonntag, 3.12., 15-18 Uhr, Infoladen Wilhelmsburg, Fährstraße 48

Wir laden ein zu einem Nachmittag zur gemeinsamen Erinnerung an unseren im Juni verstorbenen Freund und Genossen Heiko Götz. Es gibt Getränke, Kuchen und Dresdner Stollen. Alle sind eingeladen, Fotos, Videos, Texte und andere Erinnerungsstücke mitzubringen.

Folgender Text ist nach Heikos Tod entstanden, wir möchten ihn an dieser Stelle dokumentieren:

Heiko fehlt!

Heiko ist im Winter 2015 vom Bauverein Reiherstieg zwangsgeräumt worden. Seine Mietrückstände hatte er nachgezahlt. Auf den Mitgliederversammlungen hatte er sich für sozial gerechteres Wohnen im Bauverein eingesetzt. War der Genossenschaft damit unbequem geworden. Trotz Gesprächsversuchen ließ sich der Bauverein nicht von der Räumung abbringen. Heiko musste aus der Wohnung raus, in der er seit vielen Jahren wohnte und von welcher aus er tagtäglich seiner älteren Nachbarin half.

Seit der Räumung hat er keine dauerhafte neue Bleibe in Hamburg gefunden. Er kämpfte um sein Habe, die ihm bei der Räumung abgenommen wurde, machte eine Ausbildung zum Fahrlehrer („wenn ich die Lizenz habe, könnt ihr alle kostengünstig bei mir Führerschein machen“ zeigte seine solidarische Haltung einmal mehr), doch das Jobcenter wurde nicht müde, ihn permanent zu sanktionieren.

Heiko ist Mitte Juni gestorben.

Heiko lebte sein Leben auf eine Art, die Institutionen wie dem Jobcenter oder dem Bauverein nicht passte. Auch wir erinnern uns daran, dass Heiko manchmal ein bisschen chaotisch war, er hatte oft mit Schwierigkeiten zu kämpfen und konnte eine_n auch mal wütend machen. Zugleich war er hilfsbereit, eloquent, charmant, gebildet, klug und patent. Er war ein Sprachengenie und Wortkünstler, er konnte in manchmal fast schwindelig machenden Gedankenketten erzählen. Heiko begegnete Menschen mit großer Aufmerksamkeit und hatte das wohl beste Personengedächtnis von allen. Ungerechtigkeiten machten ihn wütend. Er war immer wieder Teil unserer kollektiven Beratung und brachte Ideen zu den Konflikten seiner Mitmenschen ein.

Wir hatten ihn sehr gern.

Heiko ist zu früh gestorben. Wir sind uns sicher: Ein Leben ohne Räumung und permanente Jobcenter-Sanktionen wäre ein schöneres gewesen. Und vielleicht auch ein längeres.

In Liebe für einen solidarischen Genossen und Freund.

In Wut über die repressiven Armutsverhältnisse, die er erlebt hat.

Wilhelmsburg Solidarisch im Juni 2017